Landwirte wären eigentlich prädestiniert die Imkerei als Betriebszweig zu führen, da einiges an Voraussetzungen schon gegeben sind: Bienen brauchen sonnige Standplätze mit wenig Wind, insbesondere über den Winter. Besonders geeignet sind Südfronten von Wirtschaftsgebäuden oder Ställen. Zum Imkern braucht man Lager- und Arbeitsraum sowie freie Arbeitskapazität, manchmal witterungsbedingt auch unter der Woche. Und das wichtigste ist das Verständnis für Bienen, Natur und Umwelt mit dem dazugehörendem gesunden Menschenverstand. Das alles ist beim Landwirt in der Regel vorhanden.
Die meisten Imkerinnen und Imker nutzen das Potential ihrer Bienen nicht aus, im Gegenteil: Sie stören die Bienenvölker zu häufig oder treiben Sie zum schwärmen – dem Überlebenstrieb der Bienen – an und wundern sich dann, dass sie nur zehn oder fünfzehn Kilogramm Honig ernten, während bei anderen das doppelte aus der Schleuder läuft. Bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts war relativ viel Sachverstand vorhanden der dann der Idee „alles ist möglich auch ohne Natur“ wich. Immer grössere Bienenkästen sollten grössere Volker erzeugen, es wurde den Bienen freier Lauf gewährt mit Honigraum ohne Königinabsperrgitter. Mit dem Auftreten der Varrroa vor 30 Jahren kam noch der Hygienewahn dazu, als ob die Bienen mit Ihrem Putztrieb und Propolis sich nicht mehr selbst helfen könnten.
Klar, die Varroa muss man als Imker im Auge behalten und bekämpfen, da haben die Forscher in den letzten 25 Jahren auch nichts neues gebracht. Aber in der Imkerei braucht es in der Regel keine Desinfektions- oder Reinigungsmittel um Bienenkästen zu reinigen. Seuchengefahr besteht ja nur wenn ein Seuchenherd vorhanden ist und das betrifft wohl 95 Prozent der Imkerinnen und Imker in ihrem Leben nie! Trotzdem gibt es Imkerkurse, die verwenden zwei Drittel der Zeit um das Thema Seuchen zu behandeln.
Imkern ist vergleichbar mit dem Pflanzen von Kirschbäumen: Guter Standort, das Grüne nach oben, Früchte wachen von selbst und ob man sie erntet ist dem Baum egal. Ein Bienenvolk gibt etwa drei bis fünf Stunden Arbeit pro Jahr und einen Eimer Honig oder auch mehr Ertrag. Die Produktionskosten von Honig sind etwa 10-12 Franken pro Kilogramm inkl. Arbeitszeit und Amortisation. Es gibt etliche Imker, die 80-120 Völker im Haupterwerb halten und den geschleuderten Honig selbst verarbeiten und vermarkten. Für einen Landwirt ist es natürlich effizienter, den geschleuderten Honig für 15-19 Franken je Kilogramm in den Grosshandel zu geben, ausser er hat einen funktionierenden Hofladen (Honig ist das einzige landwirtschaftliche Produkt, wo die Grosshandelspreise höher sind als die Produktionskosten).
Die Investitionen in den Betriebszweig Imkerei sind relativ gering. Die benötigten Räumlichkeiten sind oft schon vorhanden und Fahrzeuge können auch anderweitig auf dem Betrieb eingesetzt werden. Allenfalls gibt es noch die Variante mit dem althergebrachten Bienenhaus als Lager und Überwinterungsstandort, besonders als Nebenerwerb wenn der Generationenwechsel ansteht. Ein Bienenhaus mit modernen Magazinbeuten ausgestattet ermöglicht ein Arbeiten unter Dach und Werkzeug und Material sind vor Ort und versorgt. Kostengünstig kann ein Bienenhaus in der Landwirtschaftszone fundamentlos auf Pfählen erstellt werden. Gegebenenfalls mit Holz aus dem eigenen Wald, was eine besondere Bindung schafft. Die Bienenkästen mit Rahmen und Königinabsperrgitter aus dem Handel schlagen mit rund 200 Franken je Bienenvolk zu Buche, ebenso die Völker. Als Bienenfutter verwendet man gewöhnlichen Haushaltszucker, immer öfter sammeln die Bienen ihren Winterbedarf selber wenn ein Phaceliafeld oder ähnliches in der Nähe ist. Motorbetriebene Honigschleudern aus Lebensmitteltauglichem Chromstahl für 20 Honigwaben kosten unter 2000 Franken. Viel mehr braucht es nicht zum erfolgreichen imkern! Kurse und weitere Informationen auf www.bienen.TG oder unter Telefon 079 565 78 10.
Viele Schweizer Imker orientieren sich am deutschen Erwerbsimkerbund und deutschen Fachzeitschriften (z. B. Bienen + Natur oder deutsches Bienenjournal). In vielen europäischen Ländern ist Imkern ein Lehrberuf (z. B. Imkereifacharbeiter in Österreich oder in Deutschland Tierwirt, Fachrichtung Bienenzucht). Da ist die Schweiz ins Hintertreffen geraten, zu lange setzten die hiesigen Imkervereine auf den arbeitsintensiven Schweizer-Bienenkasten, der allerdings ursprünglich aus dem Allgäu stammt.